Sonntag, 19. April 2009

Wieder Bangkok

Eine Fähre und ein paar Stunden Busfahrt bringen uns nun, nach fast drei Monaten, zurück nach Bangkok. In Bangkok wohnen wir nahe der Khao San Road, einem Backpacker Ghetto voller Hostels, Kneipen, Souvenierständen und allerhand illegalen Dingen. Wir schauen uns die Straße an, nachdem wir unser (zum Glück 500 Meter weit entferntes) Hostel gefunden haben. Gut sind die Geldwechsler in der Khao San Road und die Straßenstände, die Pad Thai (angebratene Nudeln mit Gemüse und Fleisch) sowie Frühlingsrollen zu guten Preisen anbieten. Uns wundert es nur, dass die Stände, die gefälschte Studentenausweise, Führerscheine, Diploma und Ausweise anbieten, seit unserem letzten Besuch vor drei Monaten nicht verschwunden sind. Die gibt es anscheinend schon seit vielen Jahren, aber die Behörden interessiert das wohl nicht, oder die Einkünfte aus dem Schmiergeldgeschäft sind gut genug, damit sie die Stände nicht dicht machen. Gleich daneben gibt es einige recht minimalistische Bars. Nur ein paar Plastikstühle und ein Stand voller Flaschen hochprozentigen Alkohols. Einige Mitarbeiter laufen auf der Straße herum und versuchen Gäste zu angeln. Sie tragen Schilder auf denen mit besonders starken Cocktails und der Tatsache, dass sie keine Alterskontrollen durchführen, geworben wird. Na dann ist ja gut.
Überall laufen schon die Vorbereitungen für Songkran, das thailändische Neujahrsfest. Abgesehen von ein paar traditionellen, religiösen Veranstaltungen ist es im Prinzip eine gigantische, mehrere Tage andauernde, Wasserschlacht. Vor allem bei Touristen ist das Fest beliebt. Am heftigsten geht es hier um die Khao San Road herum und in Chiang Mai ab. Viele kommen extra deswegen her. Das heisst natürlich auch, dass die Thais grundsätzlich versuchen, die Besucher aus dem Westen gezielt nass zu machen.


Am ersten Tag schauen wir uns den Grand Palace und das angeschlossene Wat Phra Kaew an, in dem der berühmte Smaragd- Buddha (der eigentlich aus Jade ist...) steht.



Der Eintritt kostet 350 Baht pro Nase (etwas mehr als sieben Euro). Erst später fällt uns auf, dass Thais kostenlos rein dürfen... Unbezahlbar ist allerdings die "Kleider-Kontrollstelle", an der zu freizügig gekleidete Besucher mit unglaublich lustig aussehenden Hemden und Hosen ausgestattet werden, die sie dann drüber anziehen müssen, um rein zu dürfen. Dabei gilt selbst eine zu eng anliegende Hose oder eine Hose, die den Blick auf irgend ein Stück Bein erlaubt schon als anstössig. Auch unbedeckte Schultern sind ein Tabu. Bei über 34 Grad im Schatten sind solche Regeln nicht lustig. Wir sehen ziemlich viele Touris mit lustigen roten oder gelben Hosen, bestickt mit goldenen Drachen oder einer Art Hawaihemd, das jetzt am Songkran traditionell getragen wird. Die Tempel, den Palast (dürfen wir nur von aussen sehen) und die im Komplex integrierten zwei Museen sind bis auf die Unmengen von chinesischen Reisegruppen eigentlich ganz gut und interessant. Die Chinesen beachten einen gar nicht und wenn man ca 20 cm vor einer Vitrine steht, quetschen sich plötzlich 5 von ihnen mit Kameras (war da nicht irgendwo ein "Fotografieren Verboten!" Schild???) vor einen und man findet sich am anderen Ende des Raumes wieder. Etwas geschockt sind wir von einem der Museen. An der Treppe zum 1. Stock gibt es zwei Schuhregale. Man muss die Schuhe ausziehen, wahrscheinlich aus Respekt vor den Buddah Statuen. Ein Regal ist für Thais, das andere für Ausländer! Als Matthias Fotos von den Schildern machen will, werden die Wachleute recht böse. Seltsam, dass er Ärger bekommt, als er diese, unserer Meinung nach eindeutig fremdenfeindlichen Schilder, fotografieren will, während das ganze Museum voll ist mit Asiaten, die mit ihren Kamerablitzen Stück für Stück die schönen Malereien zerstören. Matthias stellt seine Schuhe demonstrativ auf das Thai-Regal. Alle Schuhe sind gleich und frei! Man stelle sich das mal in einem Berliner Museum vor: Getrennte Garderobe für Deutsche und Ausländer. Und natürlich wäre das Museum für Deutsche kostenlos und Ausländer müssten etwa 50 Euro Eintritt zahlen (wenn man es grob auf die Lebenshaltungskosten umrechnet)...




Wir schaffen es gerade so mit trockenen Kameras zu unserer Unterkunft zurück, die Wasserschlachten sind jetzt schon in vollem Gange. Zurück im Guesthouse stellen wir fest, dass Demonstranten der Opposition nach Krawallen beim ASEAN Gipfel in den vergangenen Tagen nun auch in Bangkok Ärger machen. Ein paar Gewaltbereite haben das Innenministerium angegriffen und ein paar Autos zerstört und sogar ein gepanzertes Fahrzeug des sich bisher neutral verhaltenden Militärs in ihre Gewalt gebracht. Am nächsten Tag ist das Militär nicht mehr so zurückhaltend. Straßenschlachten und -sperren, Busse fahren nicht und der Ausnahmezustand wurde verhängt. Unsere heutige Einkaufstour fällt flach. Sobald wir vor die Türe treten, werden wir von Wassereimern, Gartenschläuchen, Spritzpistolen und "Happy New Year" Rufen begrüßt. Und in der Innenstadt gibt es richtige Straßenschlachten. Ob mit Wasser oder Politisch. Gegen Abend sehen wir sogar von unserem Fenster aus schwarze Rauchsäulen aufsteigen und hören Explosionen und Sprechchöre.


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