Dienstag, 31. März 2009

Die Tempel von Angkor

Abends kommen wir nach ein paar Tagen am Strand in Siem Reap an, ein Tuktuk-Fahrer faehrt uns zu einem Guesthouse, doch da ist kein Zimmer mehr frei, nur ein, zwei Betten in einem Dorm. Wir ueberlegen lange, denn das Dorm ist sehr "offen", ein paar Matratzen mit Mosquitonetzen unter einem Dach, ohne Wand und Tuer, also fast draussen. Aber fuer einen Dollar pro Person und fuer eine Nacht geht das schon.



Wir lernen einen Franzosen, David, kennen, der sehr gut Deutsch kann und gehen mit ihm zu Abend essen - in dem netten kleinen Restaurant ist auch eine Ratte zu Gast. Nach der sehr lauten und unglaublich heissen Nacht dauert es am naechsten Morgen ewig, bis wir ein Zimmer bekommen. Als wir David wiedertreffen und auch den Tuktuk-Fahrer von gestern, beschliessen wir schon heute die Tempel von Angkor zu erkunden. Mit dem juengeren "Bruder" des Tuktuk-Fahrers geht es dann los, zuerst zum Ticketoffice, wo wir uns einen Drei-Tages-Pass fuer stolze 40 US$ machen lassen, sogar mit Foto. Bald sehen wir die erste Tempelanlage, das eigentliche Angkor Wat, welches wir aber erst heute Abend erkunden werden. Als erstes schauen wir uns den Bayon-Tempel an, das Zentrum der Angkor Thom Stadt und lange unentdeckt, vom Dschungel ueberwuchert. Der Tempel hat 54 gothische Tuerme, die mit 216 laechelnden Gesichtern geschmueckt sind.



Wir laufen von Schatten zu Schatten, die Hitze ist unglaublich. Weiter geht es dann zu Fuss zum Baphuon-Tempel, weiter zum Phimeankas, Preah Palilay und Tep Prana. Die Terasse des Lepra-Koenigs und die Terasse der Elefanten sind besonders schoen.

Wir suchen unseren Tuktuk-Fahrer bei den "Food-Stalls" und essen da dann erst einmal zu Mittag. Das sind einfache Restaurants oder Fressbuden nebeneinander und chaotisch durchnummeriert, mit Haengematten in denen die Tuktuk-Fahrer auf ihre Kunden warten. Es geht weiter zum Ta Prohm-Tempel, ein Tempel der sehr zugewachsen und ein bisschen aussieht wie aus einem "Indiana Jones" Film. Riesige Baeume (einer heisst "Tomb Raider Tree") sind auf den Ruinen gewachsen und geben dem ganzen Tempel eine besondere Austrahlung.



Als wir durch das Osttor rauslaufen, werden wir sofort von mindestens zwanzig Kindern umschwaermt, die uns alles moegliche verkaufen wollen. Von Floeten fuer 1 US$, ueber Postkarten, kaltes Wasser, T-Shirts, Schals und Armbaender. Sie begleiten uns bis zum Tuktuk, wo uns der Tuktuk-Fahrer schon entgegen grinst. An ein paar kleineren Tempeln fahren wir vorbei zu Angkor Wat, fuer den Sonnenuntergang. Angkor Wat ist die groesste und atemberaubendste Tempelanlage von Angkor. Mit Hilfe einer Steinbruecke ueberqueren wir den 190 Meter breiten Wassergraben, der die Anlage umgiebt und laufen wir auf den Tempel zu, nachdem wir wieder einmal unsere Tickets gezeigt haben. Die Sonne steht noch ziemlich hoch und so schauen wir uns ein bisschen den Tempel an, bevor wir uns vor den Pool stellen und warten, dass die Sonne untergeht. Die Anlage ist riesig, einfach atemberaubend. Umgeben von einem Wassergraben ist eine Insel, 1,5 km x 1,3 km gross. Der Tempel selbst ist immerhin noch 187 m x 215 m und auf 3 Terrassen erbaut. Er ist nicht so zerfallen wie die anderen Tempel, da er durchgaengig ueber die Jahrhunderte hinweg in Benutzung war. Bald ist es soweit, Angkor Wat wird wunderschoen rot angestrahlt.



Dann suchen wir unseren Tuktuk-Fahrer und fahren zurueck nach Siem Reap, es wird schnell dunkel. Wir suchen uns noch was zu essen und probieren die "Food-Stalls", sehr billig und es gibt "free pineapple" zum Nachtisch. Im Guesthouse gibt es dann noch 50-US$-Cent-Bier auf der "Rooftop-Bar" und dann ab ins Bett, morgen geht es um fuenf Uhr raus!

Wir quaelen uns aus dem Bett und fahren im Dunkeln zu den Tempeln, zu Angkor Wat selbst, fuer den Sonnenaufgang. Es ist schon was los und langsam wird es heller, bis dann die Sonne rot hinter dem Tempel aufgeht und sich in einem der rechteckigen Wasserbecken links und rechts des Haupteingangs wunderschoen spiegelt. Als das Spektakel vorbei ist erkunden wir den Rest von Angkor Wat, was wir gestern nicht geschafft haben, wie zum Beispiel die Bas-Reliefs, die sich um die Aussenseite des zentralen Tempelkomplex erstrecken, erstaunlich gut erhalten und insgesamt 800m lang sind. Wir fruehstuecken noch "Pancakes" in der Anlage und suchen dann unseren Tuktuk-Fahrer, der schon ein bisschen ungeduldig auf uns wartet.



Weiter geht es zum Preah Khan-Tempel, eine grosse Anlage mit in niedrigen Gaengen versteckten Goetterstatuen und danach zum Preah Neak Pean-Tempel, der sich von den anderen Tempeln darin unterscheidet, dass er aus einem zentralen Wasserbecken mit Stupa darin und vier kleineren Wasserbecken darum herum besteht.



Wir laufen einmal um das zentrale Wasserbecken herum und wecken dann David auf, der sich zur Siesta in den Schatten gelegt hat. Der naechste Stop auf unserer Tempeltour ist Ta Som, ein relativ kleiner Tempel, dessen Besonderheit ein riesiger Baum ist, der das oestliche Tor total ueberwuchert.



Pre Rup und Eastern Mebon sind die letzten Tempel heute, beide pyramiden-foermig aufgebaut. Es ist nicht viel los, wir haben beide fast fuer uns alleine. Danach geht es zurueck nach Siem Reap, unser Tuktuk-Fahrer bekommt seine 15 US$ von uns drei und wir suchen uns was zu essen, probieren traditionelle Gerichte, Loklak und kambodschianisches Curry. Sehr lecker.

Am dritten Tag starten wir um acht Uhr morgens, fahren wieder mit dem gleichen Tuktuk-Fahrer zu dem 32 km weit entfernten Tempel Bantaey Srei. Um den Preis mussten wir ganz schoen handeln mit ihm. Hier ist wieder ganz schoen was los, viele Tourbusse und der Tempel ist klein. Wunderschoene feine Steinschnitzereien gibt es zu bewundern, es gibt die Theorie, dass es eine Frau geschnitzt haben muss, so genau und fein sind sie. Wir haben bald alles erkundet und suchen unseren bereits ungeduldigen Fahrer.



Wir schauen uns auf dem Rueckweg noch das Landminenmuseum an. Es wurde von Aki Ra aufgebaut, der als Kindersoldat Minen fuer die Roten Khmer gelegt hat um sie, nachdem er desertierte, fuer die vietnamesische, spaeter die kambodschanische Armee und auf eigene Faust wieder einzusammeln. Hinter dem Museum ist noch ein Kinderheim fuer Minenopfer. Es macht einen wuetend zu sehen was fuer Waffen der Mensch sich ausdenkt mit dem Ziel seine Artgenossen moeglichst grausam zu verwunden. Ein verwundeter Soldat behindert seine Armee mehr als ein toter. Die Liste der Laender die heute noch Landminen herstellen und entweder verkaufen oder selbst einsetzen verwundert einen auch nicht: USA, Russland, China, die beiden Koreas, Indien...

Gegen Mittag sind wir wieder zurueck in Siem Reap. Am Abend schaffe ich es dann endlich noch mit meinen Schwestern und meinem Vater ueber Skype zu quatschen und Matthias erreicht danach auch noch seine Eltern. Mit David gehen wir noch ein letztes Mal zusammen essen, er faehrt morgen nach Battambang weiter.

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